BCN 06|18

Canossa

Der Berg Monserrat als Teil des Katalanischen Vorküstengebirges (Foto: Wikimedia Commons, User: Delatorre, CC BY-SA 3.0)

Lesezeit: 10 min

Tja… – der Himmel begann den Tag wolkenverhangen. Das war an und für sich gar nicht schlecht, da die Temperaturen etwas erträglicher in den Tag einluden.

Doch halt! Ein kurzer Einschub: Wer meine Pilger- und Reiseerfahrungen vergangener Zeiten kennt, weiß bereits um eine sich perpetuierende Klasse von Ereignissen, die immer wieder Anlass sind, eigene Standpunkte, Handlungsoptionen und deren Auswirkungen auf die Welt zu überprüfen. ’Überprüfen‘ heißt hier, einzelfallbezogen und situativ angepasst neu aufzulegen. Die Rede ist von nächtlichen Ruhestörungen in Mehrbett-Unterkünften 😂

Ich zitiere u. a. aus dem Eumelbuch:

„Mit einem kaum geöffneten Auge schaute der Eumel auf das Display seines Mobiltelefones: „Ein Uhr dreiunfünfzig?! – Es ist mitten in der Nacht.“
Der Bär, der seit geraumer Zeit auch schon wach war und neben seinem Kumpel lag, formulierte es drastischer: „Die ha’m doch’n Schuss nicht gehört!“
Die beiden Stoffpilger waren unsanft geweckt worden von einem – vorsichtig ausgedrückt – zu dieser Uhrzeit nicht wirklich angemessenem Geräuschpegel aus irgendeinem der Nebenzimmer. Dort war nämlich eine größere Gruppe Jugendlicher untergebracht, die offenbar Gefallen daran fanden, auch so spät noch lautstark zu feiern.
„Was machen wir jetzt?“, fragte der Bär ratlos, „Ich habe jedenfalls keine Lust, um diese Uhrzeit an der Rezeption petzen zu gehen. Die scheinen sich ja köstlich zu amüsieren.“
„Ja, das mag wohl sein“, bemerkte der Eumel scharf, „aber diese Rücksichtslosigkeit wird auf unserem Rücken ausgetragen. Und wir wollen ja morgen schließlich wieder topfit unsere Pilgerschaft fortsetzen.“
„Dann stellt sich jetzt bloß die Frage“, leitete der Bär ein, „mit welchem Mittel einer ziemlich breitgefächerten Palette an Möglichkeiten wir auf diesen Radau antworten. Da wäre ja wohl alles drin zwischen freundlichem Anklopfen und Bitten um Ruhe bis hin zum Türe eintreten und Fausthieb versetzen. Ich jedenfalls plädiere für die sanfte Variante.“
„Hast Du diese Figuren gestern Abend auf der Treppe gesehen?“, fragte der Eumel den Bären, „Vom Alter, der Gesinnung und dem mittlerweile vorherrschenden Alkoholisierungspegel her schlage ich eine etwas härtere Gangart vor – damit das auch unmissverständlich ankommt.“
Gönnerhaft wies der Bär dem Eumel mit seiner Tatze den Weg zur Tür: „Bitte.“
Dieser ließ sich die Gelegenheit nicht zweimal anbieten, sprang aus dem Bett, riss die Zimmertür auf und brüllte ein weithin hörbares „RUHE DA HINTEN!!! Es gibt hier Leute, die schlafen wollen!“
Lautstark und das Gesagte unterstreichend schmiss er die Tür wieder zu und ging auf Zehenspitzen schnell zu seinem Bett zurück. Die beiden lauschten, ob sich etwas tat. Und siehe da, es war augenblicklich mucksmäuschenstill und das blieb es auch.
„Wir sind jetzt bestimmt die fiesen Spielverderber“, kommentierte der Bär das Geschehen süffisant, „aber auch Pilger brauchen ihren Schönheitsschlaf.“
Damit zogen beide ihre Bettdecken bis unters Kinn, drehten sich auf ihre jeweilige Schlafseite und waren umgehend wieder im Land der Träume versunken.“ Eumelbuch, Wiesbaden – Rüdesheim/Rhein, Samstag, 20. + Sonntag, 21. Januar 2007

Oder dieses Jahr, am 5. Juli auf der Rad-Pilgertour.

Immer das gleiche Muster: Viele wollen schlafen. Es ist auch die Kernzeit genau dafür. Einige wenige, oder ein(e) Einzelne(r) macht dieses Unterfangen zunichte, egal ob aus Unachtsamkeit, Empathielosigkeit, Rücksichtslosigkeit oder (hatte ich, glaube ich, noch nie) Böswilligkeit. In Abwägung der Berechtigungsgrundlagen zum Handeln, der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Reaktion darauf, der Angemessenheit und des mutmaßlichen Erfolges des in Frage kommenden Instrumentes und der nachhallenden atmosphärischen Konsequenzen gilt es, mit Klugheit, Fingerspitzengefühl und wenn nötig überzeugendem, unmissverständlichem, beherztem und schnellem course of action vorzugehen. Insgesamt erinnert mich die Thematik in ihrem Fundament sehr an die scholastischen Kriterien des Kriegsvölkerrechtes und bzgl. des Durchführungsumfanges an die Ebenen von Spiral Dynamics.

Aber was parliere ich, heute nacht war es wieder einmal soweit. Gezählt acht von den zehn zur Verfügung stehenden Betten im Zimmer waren belegt, das Licht wurde halb eins ausgeschaltet. Um 01:20 Uhr Tat es einen Schlag beim Öffnen der Türe und das Licht wurde wieder angeschaltet. Vermutlich alle im Raum wachten, wie auch ich, wieder auf und zeigten sich verständnisvoll, sagen also nichts. Zwei Personen spanischer Provenienz hatten das Zimmer betreten, orientieren sich eine Weile, schalteten irgendwann ihre Bettleuchten an und nach bestimmt fünf Minuten endlich die Deckenbeleuchtung wieder aus. Obwohl seitens der schon vorher Anwesenden kein Mucks hörbar war, merkte man doch eine allgemeine Erleichterung den Ort durchströmen. Dann aber geschah das Unerwartete: Die Badezimmertür wurde geöffnet, das gleißende Licht dort angeschaltet und fortan gingen die beiden Herren lautstark in ein Gespräch vertieft ihren Verrichtungen der Körperpflege nach. Es vergingen bestimmt weitere zehn Minuten, bevor die Konversation in ihrer Lautstärke gedämpft wurde, weil sich die Zwei besonnen und die Türe hinter sich verschlossen. Ausgiebigst wurde sich geduscht, und was sonst noch so zur allgemeinen Hygiene notwendig ist. Fast war auch ich wieder eingeschlafen, als sich um Viertel nach zwei die Badezimmertür wiederum deutlich hörbar öffnete und die zwei Subjekte ihren südländisch intonierten Disput erneut im Schlafsaal fortführten. Außer mir hatten vermutlich auch alle anderen das Reich der Träume wiederwillig verlassen müssen und knurrten stumm vor sich hin. Mein schon heruntergefahrener Geist aktivierte den für diese Uhrzeit und Umstände zwingend notwendigen Turbo-Burst und durchlief in Sekundenbruchteilen das komplexe Prüfprogramm aus Sunzu, Augustinus, Thomas von Aquin, Metternich, Clausewitz und Petraeus, um verzugslos ein präzise akzentuiertes „HEEEEY!“ in den Raum zu verlautbaren. Augenblicklich war Stille und blieb es bis zum Morgen.

Als angemessene, musikalische Würdigung empfehle ich Georg Friedrich Händels „Music for the Royal Fireworks“ (HWV 351) vom April 1749 anlässlich der Feierlichkeiten im Rahmen des Aachener Friedens zur Beendigung des österreichischen Erbfolgekrieges.

Suite für Orchester in D-Dur, HWV 351 (Ausführende: Deutsche Händelsolisten, Ltg. Holger Speck) auf YouTube

Und vielleicht sollte ich mir langsam eine Strichliste über erfolgreich ruhiggestellte Schlafstörer auf dem linken Unterarm tätowieren lassen…

Nun also zurück zum Tage: Was böte sich auch besser an, als am vorletzten Netto-Tag der Reise das anfangs schon besuchte Kloster in den Bergen nochmals aufzusuchen, um etwa ausstehende Besichtigungen vorzunehmen? Das mintgrüne, italienische Minipferd aus Polen (!) wurde gesattelt, unterweex noch vollgetankt und ab ging’s erneut zur 30 km entfernten Bergkette Monserrat. Aber irgendetwas war anders, ich konnte nur nicht sagen, was. Da ich vorhatte, diesmal mit dem Auto bis hoch zu fahren, anstatt die Bahn zu nehmen, bog ich rechtzeitig ab und begab mich auf die 10 km lange Serpentinenstraße aus der Ebene hinauf zum Kloster. Da wurde mir ein wenig mulmig. Diejenigen, die mich näher kennen, wissen um das allgewaltige „Sicherer-Ort-Problem“. Lange bin ich damit nicht mehr in Kontakt gekommen. Immer weiter und stetig hat sich seit vier Jahren der innere Akzeptanz-Radius ausgedehnt. Es war schlicht nicht mehr im Blickfeld. Selbstverständlich war mir der Topos immer noch bewusst, schon weil ich ihn in verschiedenen Situationen als unmittelbaren Teil meiner selbst erlebt habe, ich mich also heilsam damit ins Einvernehmen setzen konnte, anstatt es, wie zuvor, als getrenntes, unerwünschtes ’Etwas‘ anzusehen.

Auf etwa halber Höhe mache ich ersteinmal eine Gewöhnungspause. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit hin zum Fühlen in mir, weg vom kognitive Antworten suchenden Fragenstellen. Also eher ein „Was passiert gerade in mir?“, statt eines „Wieso denn das gerade jetzt?“. Nach einer Weile des Zulassen-Übens des Aufgeregt-Seins war ich wieder vollständiger und bereit, den Weg fortzusetzen.

Da schon unten bei der Einfahrt auf die Zubringer-Straße in großen, rot-blinkenden LED-Lettern „COMPLETO“ auf einem Verkehrsleit-Portal prangte, war mir klar, dass ich auf dem offiziellen Parkplatz nur schwerlich mein Auto würde abstellen können. Deshalb ließ ich es etwa zwei Kilometer vor dem avisierten Ziel am unterhalb liegenden Kloster des Heiligen Benet:

Das Kloster von Ferne (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
Der Glockenturm der Klostenkirche (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Dort ließ ich das Autochen stehen und legte den Rest der Strecke zu Fuß zurück.

Beim Gang nach oben erwies sich die Entscheidung als äußerst tragfähig: Eine ca. 1 km lange Schlange aus Kraftfahrzeugen, Bussen und Motorrädern stand vor allem, in stiller Hoffnung, dass entgegenkommende Fahrzeuge Stellflächen auf dem verwinkelten Parkplatz freigeben würden. Beim weitergehen sah ich auch, dass dies geschah. Bisweilen. So alle drei bis fünf Minuten eines. Puh…! 😅

Ich strebte Richtung zentralem Platz der Klosteranlage, als wenn ich ein Ziel vor Augen hätte – was ich geschworen hätte, bis dahin gar nicht gehabt zu haben. Irgendetwas in mir wusste aber offensichtlich schon beim Losfahren von der Unterkunft (oder vielleicht noch viel früher 🤔), was an diesem Tage auf dem Programm stand.

Einschub: Was hat der gelbe Fleck in der Bildmitte mit meiner Heimatstadt zu tun? Davon später… (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Es gab nämlich noch eine ausstehende Einsiedelei, die vom Kloster aus gesehen unterhalb und nicht oberhalb wie alle anderen lag, die Kapelle Santa Cova. Und während die vier Tage vorher von mir erlaufenen und erkletterten Erimitagen mehr oder weniger in offenen Gelände auf den Bergen der Umgebung lagen, war die Besonderheit dieses Ortes, dass dieses betreffende Gotteshäuslein wie ein Schwalbennest an eine Felswand der gegenüberliegenden Talseite geklebt aussah und nur durch einen ebensolchen Weg zu erreichen war. Hm…

Ja, ähm, sehr schön gebaut… (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
Der Pfad. In etlichen Schlängelungen entlag der Felsen bis zur anderen Talseite. Über die gesamte Länge mindestens 2,5 Meter breit, als Schotter- oder Steinpflasterpiste, oftmals mit Stufen und immer mit Bewehrung zur Talseite hin. (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Laut Ausschilderung insgesamt 30 Minuten Laufzeit in eine Richtung. Man sollte also meinen, dass solch ein Weg kein Problem für mich darstellte, sich als geradezu lächerliches Unterfangen entpuppte im Angesicht der ’Wege‘ vier Tage zuvor. Aber für mich bekanntermaßen ist solch einem Unwohlseins-Gefühl nicht mit rationalen Kriterien beizukommen. Weder in der Frage nach der Ursache noch im möglichem Umgang damit.

Also mache ich mich entschlossen und achtsam auf den Weg. Erste Station war die etwas unterhalb des Klosters liegende Bergstation der Seilbahn. Kein Problem, breiter Weg, viele Leute, ordentliches Geländer, gleichmäßiges Pflaster.

Dann deutlich ausgedünntes Publikum, der Weg noch ca. drei Meter breit, relativ steil nach unten führend, freie Sicht auf die dahinter liegende Landschaft. Ich merkte, wie das Unwohlsein nunmehr sekundiert wurde durch einen grundsätzlichen Vorbehalt. Nach einigen Schlangenlinien, Fels links, Tal rechts, konnte ich schon die untere Station der wegen Reparaturarbeiten nicht bedienten Zahnrad-Schrägbahn sehen. Die stellt ungefähr ein Viertel des Weges dar. Ich machte eine kurze Orientierungspause und stakste weiter nach unten.

Mahnend steht ein steinerner Kirchenmann am Wegrand und wendet sich dem Wanderer zu. (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Zahlreiche Leute überholen mich mit beschwingtem Schritt, Kinder tollen an mir vorbei. Ich merkte aufkeimenden Unwillen und kann das begleitende Gefühl in der Erinnerung vergleichen mit anderen, schamanischen Reiseerfahrungen. Während diese jedoch immer begleitet sind mit einer inneren Gewissheit des Gehaltenseins, mischte sich bei jenem deutlich ein sinnfreies Verlorensein darunter.

Endlich erreiche ich 25%-Marke:

Vorne links der untere ’Bahnhof‘ der Zahnradbahn, mittig oben die Bergstation der Seilbahn (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Ab jetzt wechselt der Weg die Talseite, rechts des Weges erhebt sich also Fels, während es links hinab in die Tiefe geht. Dabei begleiten einen jetzt Skulpturen, Ikonen, Altäre von den Lebensstationen Jesu. Im Verlaufe des Weges habe ich das Gefühl, langsam aber sicher zu vergehen, mich auflösen, zerlegt zu werden.

(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)
(Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Viele Zweifel, Pausen, Motivationen, vieles Zögern, Aufraffen und Loslassen später erreiche erhofft und doch unerwartet schließlich den kleinen Vorplatz der Kapelle. Ich bebe und tapse wie ferngesteuert auf den Eingang zu.

Der ersehnte Eingang (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Nach dem Betreten bekreuzige ich mich und setze mich gleich links auf eine gekrümmte Bank an der Wand. Der Raum ist vielleicht drei mal vier Meter klein, mit einem Deckengewölbe und drei Bankreihen in denen insgesamt fünf Frauen sitzen. Alle sehen sehr beseelt aus aus schauen gebannt auf die in geheimnisvolles Licht getauchte Felsnische, die hier hinter dem Altar vorzufinden ist.

Der Altar in der Kapelle (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Ich sitze einfach da und kann nicht mehr. Auch nach dem Ankommen wird die totale innere Ablehnung nicht geringer. Ich habe das permanente Gefühl, nach hinten wegzukippen, es macht den Eindruck, als wenn ich jeden Moment fallen würde. Der Atem geht flach, der kalte Angstschweiß steht auf meinen Armen. Mein Gedärm rebelliert, im Kopf fahre ich Karusell.

Ich konzentriere mich und versuche wieder mehr die Beobachterposition einzunehmen. Was sagen mir die Reaktionen meines Körpers? Ich gehöre hier nicht hin. Hier ist alles, nur nicht mein Platz. Hier finde ich keinen Frieden, niemals! Ich staune erneut ob der ausgeglichenen Versunkenheit der anwesenden Damen. Eine lächelt sogar die nackte Bergwand an. Als wenn es nichts anderes gäbe, was sie je getan hätte.

Hat dieser Ort eine karmische Verbindung mit mir? Ich weiß es nicht, denke nach und komme zu dem Ergebnis, es wäre auch nicht von irgendeinem Belang. Habe ich mit diesem Ort etwas auszuhandeln? Schon möglich, aber wozu. Mein Körper spricht eine deutliche Sprache. Dies ist mein Anti-Ort. Hier bleibt mir nichts, außer mich in meinem vollkommenen Unwohlsein zu ertragen. Insofern ist die Haltung eine slightly andere als bei ähnlichen Begebenheiten früher. Ich habe keine Angst. Gar keine. ICH will hier auch nicht weg. In mir und durch meinen Körper findet das sehr eindeutige Gefühl Ausdruck, hier nicht sein zu sollen. Und ICH anerkenne das liebevoll.

Ich ertrage. Aber nicht einmal Ergeben geht hier, von Hingabe (zumindest auf direkt Ebene) keine Spur. Zustimmung: Nein. Zustimmung zur Nicht-Zustimmung: JAAA!!! Und das ist wirklich schon etwas!

Aber letztlich habe ich genug davon und verlasse diesen lehrreichen, heilig-unheilen Raum.

Der Rückweg stellt sich dann als ebenso herausfordernd dar wie die Tour zur Kapelle:

Jeder Schritt ist eine Rekapitulation des gesamten Weg-Erlebens. Auch taucht die Frage auf, ob ich dem anfänglichen, ablehnenden Gefühl einfach hätte nachgeben sollen. Dann aber eine innere Gewissheit: Hier ging es nicht um Optionen, um Tun oder Lassen, sondern um Begegnung, um Adaption von schamanischen Erlebnissen in die Realwelt. Um eine profane Umsetzung von etwas, dass im heiligen Raum geübt wurde. Schließlich komme ich wieder auf dem Klostergelände an und atme durch, lange und ruhig. Dieser Ort ist nicht sicherer oder weniger angsteinflößend als der Weg eben. Das wäre meine Schutzsystem-Interpretation. Da ist stattdessen eine klare Aussage im Raum: Folge dem fühlbaren Fluss, vertraue dem Gefühl und lasse ab von einem unheiligen Wollen. Und spüre die fraktale, unabsehbare Grenzfläche zwischen beidem.

Das wusste ich schon!

Jetzt fühle ich es. Wieder.

Welch ein Kreuzweg!

Ach so, der gelbe Fleck auf dem Foto weiter oben… – eine Seilbahn, das sieht man. Dazu ein weiteres Foto:

Ist schon eine Weile her… (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Und der Link zu einem tollen, lesenswerten Wikipedia-Artikel dazu:

Adolf Bleichert & Co.

Was man nicht alles lernt!

Das Gebirge und ich waren uns schließlich auch einig, dass es Zeit wurde, Abschied voneinander zu nehmen:

Der Nebelschleier zieht sich vor Szenerie (Foto: Sarah A. Besic, CC BY-SA 4.0)

Lebe Wohl, Monserrat! Ich danke Dir. 😘