Archiv der Kategorie: Kunst

ROM 05|21

De pulcritudine

Die Galleria Borghese (Aquarell von Sarah A. Besic, basierend auf: Krzysztof Golik, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Lesezeit: ca. 20 min

Insel der Seligen, Hort des Glanzvollen, Oase der Brillanz. Ein Ortsbeschreibung, die bestimmt auf viele Ecken in dieser faszinierenden Stadt zutreffen mag. Als das Äußere wie auch das Innere von Bauwerken oder deren betagten Fragmenten, als bildliche Zeugnisse künstlerischen Schaffens, flächig oder räumlich realisiert, oder als weihevolle Hinterlassenschaften besonderer Ereignisse oder Menschen, von winzig klein bis übermächtig groß, begegnet einem in dieser geschichtsträchtigen Stadt unaufzählbar Vieles, was ein der Anmut und Grazie zugängliches Herz höher schlagen lässt oder einen kunsthistorisch interessierten Geist anzuregen vermag. Aber wie aus diesen Worten schon hervorgeht: Diese Aufforderung zur Aneignung von Welt ist ein Prozess, an dessen einem Ende etwas Objekthaftes darauf wartet, wahrgenommen zu werden, während am gegenteiligen Pol ein Jemand dieses Tun veranlassen und zumindest eine Weile aufrecht erhalten muss.

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ROM 04|21

De auctoritate

Der Römische Senat in Aktion. Fresko „Cicero klagt Catilina an“ von Ceasare Maccare, 1889 (Palazzo Madama, Turin; Wikimedia Commons, gemeinfrei)

Es gibt da so ein Sprichtwort, welches sich, frei wiedergegeben, darauf bezieht, dass ein Mensch in jungen Jahren das ausgleichendere Moment der communitas mehr in den Vordergrund stellte, während in der zweiten Hälfte des Lebens die politische Ausrichtung gegenüber der Gesellschaft eher geprägt wäre von der Bevorratung und dem Erhalt bürgerlicher Segnungen. Ein angenommener Übergang kämperischen Gestaltens zur rechtfertigenden Bewahrung quasi. Gerne wird diese Vermutung durch Bezugnahme zu existierenden politischen Parteien illustriert. Die Erfahrung vergangenen Austausches darüber ließ mich zu dem Schluss kommen, dass ich recht alleine dastehe mit der Ansicht, dass einerseits weder die eindimensional-polarisierende, für die teiweise hochkomplexen Problemfelder unserer Zeit völlig überholte und damit gänzlich ungeeignete parteipolitische Verortung angemessen sei. Andererseits wirkte dieses grobschlächtige Zuordnen in eine von zwei möglichen Schubladen auf mich nicht nur bemüht, sondern schlicht weg falsch.

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bautafel in ostia antica

ROM 02|21

Ex oblivione

Bauinschrift am Theater von Ostia Antica, 196 n. Chr., Marmor 1 (Foto: User Meditatus, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Zweiter Tag. Alle konsumptiven Gelüste scheinen bereits befriedigt. Bereits am ersten Abend. Mit dem Kauf einer Arbeitshose nordamerikanischer Machart aus Denim, mit Baumwolle aus Brasilien, produziert in Italien von einer französischen Firma. Way cool! Wenn alles so einfach wäre. Hat eigentlich einmal jemand gegengerechnet, wieviel die Umweltschutz-Wiedergutmachungs-Zertifikate kosten würden, die man in diesem Zusammenhang erwerben müsste, um den diesbezüglichen, ökologischen Fußabdruck real zu kompensieren? Nein, wahrscheinlich nicht. Oder doch, ja, auf jeden Fall. Aber die Frage bliebe vermutlich unbeantwortet im Raum hängen, ob diese virtuellen Bereinigungs-Bescheinigungen in dieser manifesten Welt auch tatsächlich irgendetwas Positives und Konstruktives bewirkten (außer freilich, irgendjemandem die ohnehin schon vollen Taschen auf obszöne Art und Weise weiter zu füllen…). In diesem Zusammenhang gab es Zeiten, wo zumindest der Transport von Waren um ein Beträchtliches umweltverträglicher war als dies heute der Fall ist.

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Appellativ, zerstoben, unbequem, herausfordernd

Die zweite Aufführung Hans Werner Henzes dritter Festmusik „An den Wind“ zum Pfingstgottesdienst in der Thomaskirche zu Leipzig

Pfingsten, nach einer Abbildung aus dem Rabbula-Evangeliar
Pfingsten, entfremdet nach einer Abbildung aus dem Rabbula-Evangeliar

1. Schmerz
Die wohlen Klänge von des gefeiertem Kantors hilfsbereitem Geist hängen noch zwischen den Achtkant-Säulen des Kirchenhauses, die Gemeinde hat gerade eben der aramäischen Emanation des universalen Prinzips Lob bezeugt, als auch schon die Gehörgänge zu spät gewahr werden, dass eine Schall-Phalanx sich unaufhaltsam in harmoniegewohnte und unvorbereitete Hirnareale des repräsentationalen Selbst hineinbohrt.

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Urheberrecht, ich will Dir fressen

Wie die informationelle Zukunft zum Spielball von Partikularinteressen wird

Das 1958 vom Schimpansen „Congo“ gemalte Bild ist nicht Gegenstand der Urheberrechtsdebatte, da per definitionem gemeinfrei

Der gestrige Tag bot einen weiteren Höhepunkt in der multidimensionalen Urheberrechtsdebatte. Nur scheinbar bewegt sich die Meinungsbildung auf einer polarisierenden Linie zwischen „Abschaffen“ und „X-Strikes“.

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