Archiv der Kategorie: Psychologie

ROM 04|21

De auctoritate

Der Römische Senat in Aktion. Fresko „Cicero klagt Catilina an“ von Ceasare Maccare, 1889 (Palazzo Madama, Turin; Wikimedia Commons, gemeinfrei)

Es gibt da so ein Sprichtwort, welches sich, frei wiedergegeben, darauf bezieht, dass ein Mensch in jungen Jahren das ausgleichendere Moment der communitas mehr in den Vordergrund stellte, während in der zweiten Hälfte des Lebens die politische Ausrichtung gegenüber der Gesellschaft eher geprägt wäre von der Bevorratung und dem Erhalt bürgerlicher Segnungen. Ein angenommener Übergang kämperischen Gestaltens zur rechtfertigenden Bewahrung quasi. Gerne wird diese Vermutung durch Bezugnahme zu existierenden politischen Parteien illustriert. Die Erfahrung vergangenen Austausches darüber ließ mich zu dem Schluss kommen, dass ich recht alleine dastehe mit der Ansicht, dass einerseits weder die eindimensional-polarisierende, für die teiweise hochkomplexen Problemfelder unserer Zeit völlig überholte und damit gänzlich ungeeignete parteipolitische Verortung angemessen sei. Andererseits wirkte dieses grobschlächtige Zuordnen in eine von zwei möglichen Schubladen auf mich nicht nur bemüht, sondern schlicht weg falsch.

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Gezeichneter, grellbunter Clown

Joker

Filmkritik zur Sneak-Preview einer US-amerikanischen Comicverfilmung

Gezeichneter, grellbunter Clown
(Originalbild: Jacqueline Macou, Pixabay, gemeinfrei)

Lesezeit: 4 min | Kein Spoiler!

Es gibt Sequels, also Fortsetzungen von Erzählmaterial in Textform, Spielen, Hörspielen und Filmen, dann gibt es Prequels, also Vorgeschichten zu bereits veröffentlichten Werken und dann gibt es Origin-Stories, also Geschichten, die sich den ursächlichen, inhaltlichen und zeitlichen Wurzeln von Charakteren, Ereignissen und Umständen in Literaturvorlagen und deren Umsetzung widmen. Genau solch eine Form stellt der Film Joker des fast 50jährigen Todd Philips dar.

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Seifenblase vor unscharfem Hintergrund

Vom Loslassen

Kontemplation über einen häufig benutzten, geliebten, gehassten und missverstandenen Begriff

Seifenblase vor unscharfem Hintergrund
Losgelassen zu haben, kann manchmal ganz einfach sein (Foto:Kasjan Farbisz, Pixabay, CC0)

Lesezeit: 25 min

Nur wenige Begriffe üben im Kanon der einschlägigen Lebenshilfeliteratur eine solche Magie aus wie das ’Loslassen‘. Liegt es daran, dass schon viele Weise über die Jahrhunderte sich darüber geäußert haben? Oder ist es der Kitzel der relativen Unerreichbarkeit, der das eigentlich profane Verb zum Zauberspruch erhebt? Entfacht die Spannung zwischen hehrem Anspruch und frustrierender Realität dieses einfach scheinenden Appells in uns ein Feuer, Liebgewonnenes auf den Prüfstand zu stellen? Oder hemmt uns unsere Fähigkeit, diese banale Übung zu meistern, auf Jahre, gar Jahrzehnte?

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„Do we see reality as it is?“ – Grafik eines Mannes, der auf eine Tomate schaut

Wahrnehmung, Bewusstsein und Realität

Von der Dekonstruktion der manifesten Aktualität mit dem Mitteln der Kognitionswissenschaft

„Do we see reality as it is?“ – Grafik eines Mannes, der auf eine Tomate schaut
Abb.: Eine weitreichende Frage, mit der sich der Mensch seit jeher beschäftigt (Screenshot aus dem Video)

Lesezeit: 3 min + Videovotrag: 22 min

Für den geübten Zweifler und erfahrenen, meditativen Praktiker ist es ein leckeres Häppchen, welches da gereicht wird: Realität, so wie wir sie erfahren, existiert gar nicht.

Das zumindest behauptet der amerikanische Professor für Kognitionspsychologie, Donald D. Hoffman von der University of California in Irvine.

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Nahaufnahme eines Bienenstocks

Auf der Suche

Nahaufnahme eines Bienenstocks
Abb.: Der Bienenschwarm, das ikonische Bild einer steten Geschäftigkeit und Suche (Foto: Seagul, CC0)

Lesezeit: ca. 4 min

Als ich vor ein paar Tagen, am Ende einer geschäftigen und herausfordernden Woche ungefähr anderthalb Stunden einfach nur so dasaß, ohne Ziel, ohne Richtung, weder mit etwas ausdrücklich befasst, noch in der Absicht „in die Stille zu gehen“, wurde es mir wieder einmal deutlich, welches eine der mächtigsten Kräfte des menschlichen Dasein ist: Die Suche.

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Die Frucht des Fluchens

„Himmel, Arsch und Wolkenbruch!“ – „Shut the fuckup!“ – „Merde!“ – „Jebiga!“

Symbolbild Fluchen, Sarah A. Besic, CC BY-NC-SA 4.0
Im Sturm der Entrüstung – Fluchen in der Symbolik der Comic-Kultur (Sarah A. Besic, CC BY-NC-SA 4.0)

Ob es die derbe Anrufung der transzendenten Mächte, die sexuell untermalte Aufforderung zum einstweiligen Schweigen, die fäkale Äußerung von Unmut oder die genitale Relativierung der vermeintlich wichtigen Dinge ist, allen eingangs genannten, multinational beliehenen Flüche ist eines gemeinsam: Sie umgehen die menschheitsgeschichtlich quasi erst kürzlich erworbene Fähigkeit zu komplexer Kognition und damit all jene Errungenschaften von Anstand, Taktgefühl, Rücksichtnahme und Benehmen, mit denen wir gemeinhin das nur vage eingrenzbare Phänomen „Zivilisiertheit“ verbinden.

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Entheogene – Eine Einführung

Der Videovortrag über Entheogene (Sarah A. Besic, CC BY-NC-SA 4.0)

Seit Jahrtausenden bedient sich der Mensch besonderer Substanzen,
um dem Göttlichen näher zu sein. Doch noch nie war die Einstellung demgegenüber von mehr Unwissen, Missverständnissen und falschen Vorstellungen geprägt als in unserer heutigen Zeit. Argwöhnische Ablehnung, gedankenloser Gebrauch oder einfältige Geringschätzung sind die Folge dieser fehlenden Sachkenntniss. Dabei bieten unterschiedlichste Zweige der Wissenschaft seit Jahrzehnten Zugänge und Erklärungsansätze, die den derzeitig unsouveränen und von Angst und Dogmen bestimmten Themenkreis einem breiteren Publikum positiv erschließen könnten. Der folgende, integrale Blick auf den Betrachtungsgegenstand soll Interesse wecken und Möglichkeiten aufzeigen.

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