Archiv der Kategorie: Politik

Gropiusstadtblick (Foto: Colin Smith, WMC, CC BY-SA 2.0)

Sonne und Beton

Gedanken zu einem Spielfilm

Gropiusstadtblick (Foto: Colin Smith, WMC, CC BY-SA 2.0)
Der Blick über den ehemaligen Grenzstreifen in Richtung Berlin-Gropiusstadt (Foto: Colin Smith, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0)

Lesezeit: ca. 10 min

„Warum keine normale Filmkritik?“, wird sich der Eine oder die Andere fragen. Sneak-Previews fordern diese Textgattung doch geradezu heraus. Und selbstverständlich werde ich im Zuge der folgenden Absätze etwas zur Entstehung, den Eckdaten und der Qualität dieses abendfüllenden Filmes zum Besten geben. Der spezielle Inhalt des Werkes, seine handelnden Personen und vor allem der Ort des Geschehens fordert jedoch viel mehr heraus, als das Abhaken einer Checkliste von Eigenschaften und dem Beschreiben eines Plots. Dazu ist diese tonunterlegte Bewegtbildschau viel zu berührend, viel zu verstörend, und, ja, viel zu überwältigend.

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ROM 04|21

De auctoritate

Der Römische Senat in Aktion. Fresko „Cicero klagt Catilina an“ von Ceasare Maccare, 1889 (Palazzo Madama, Turin; Wikimedia Commons, gemeinfrei)

Es gibt da so ein Sprichtwort, welches sich, frei wiedergegeben, darauf bezieht, dass ein Mensch in jungen Jahren das ausgleichendere Moment der communitas mehr in den Vordergrund stellte, während in der zweiten Hälfte des Lebens die politische Ausrichtung gegenüber der Gesellschaft eher geprägt wäre von der Bevorratung und dem Erhalt bürgerlicher Segnungen. Ein angenommener Übergang kämperischen Gestaltens zur rechtfertigenden Bewahrung quasi. Gerne wird diese Vermutung durch Bezugnahme zu existierenden politischen Parteien illustriert. Die Erfahrung vergangenen Austausches darüber ließ mich zu dem Schluss kommen, dass ich recht alleine dastehe mit der Ansicht, dass einerseits weder die eindimensional-polarisierende, für die teiweise hochkomplexen Problemfelder unserer Zeit völlig überholte und damit gänzlich ungeeignete parteipolitische Verortung angemessen sei. Andererseits wirkte dieses grobschlächtige Zuordnen in eine von zwei möglichen Schubladen auf mich nicht nur bemüht, sondern schlicht weg falsch.

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Figurenfries mit Pilgern

ROM 01|21

Ad Romam

Figurenfries mit Pilgern auf dem Weg nach Rom am rechten Glockenturm des Doms von Fidenza, 12. Jh. (Foto: Wikimedia Commons, gemeinfrei)

Ein Traum wies den Weg… – und die Zeit. Im Jahre 2020, es muss so im ausgehenden Herbst gewesen sein, die Menschen versicherten sich aufs Neue der gegenseitigen Rücksichtnahme durch Vereinzelung, Rückzug und asketischem Verzicht, als mir ein ungewöhnlich klarer und leichtens erinnerter Traum eine lange währende und kraftvolle Hoffnung vermittelte: Meine nächste Reise in die Ewige Stadt fände exakt dann statt, wenn der erste Advent auf einen 28. November fiele. Während mir das Festhalten von nächtlich-fantastischen Episoden im Gedächtnis über das Aufwachen hinaus üblicherweise schnelle Besinnung und ablenkungsarme Konzentration einfordert, gelang es mir in jener Nacht ohne Schwierigkeiten, die Übereinstimmung der beiden terminlichen Informationen in die Wachwelt hinüberzuretten. Kaum, dass ich am Morgen die Augen offen hatte, überprüfte ich im digitalen Kalender meines kleinen, dienstbaren, elektronischen Fast-Alles-Könners, wann diese nächtens bekanntgegebene Prophezeiung eintreffen würde.

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Vom Gießen des Zitronenbaums

Filmkritik zu einer palästinensischen Komödie

Die namengebende Nebensächlichkeit des Films, der Zitronenbaum (Foto: Hans Braxmeier, Pixabay, gemeinfrei)

Lesezeit: 7 min | kaum Spoiling

Was kann Film, genauer: Spielfilm? Diese Frage ist eigentlich eine Überforderung bezüglich einer Suche nach einer erschöpfenden Antwort. Der Schaffensanspruch dieses Mediums kann genauso vielfältig daherkommen, wie die tatsächliche Auswirkung auf den- oder diejenige, die ihn wahrnimmt, aufnimmt, mitnimmt.

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Harriet Tubman

Harriet – Der Weg in die Freiheit

Filmkritik zur Sneak-Preview eines politisch hochaktuellen Historiendramas

Die historische Harriet Tubman (Original-Foto: Horatio Seymour Squyer, 1885, gemeinfrei)

Lesezeit: 9 min | Spoiling irrelevant

Gerade eben haben einschneidende und weltweit weitgehend im Gleichtakt verhängte Maßnahmen zur Eindämmung einer Gefahrenlage die Menschen allerorten hochgeschreckt. Die einen, weil solcherart Freiheitseinschränkungen nicht einmal mehr entfernt zum gedanklichen Repertoire einer anzunehmenden Lebensrealität gehören. Die anderen, weil ihre ohnehin schon begrenzten Freiheiten unter dem Deckmantel der Notwendigkeit noch schamloser beschnitten werden konnten.

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Vom inneren Krieg und seinem Ende

Eugen Drewermanns eindringlicher Appell zum Frieden

Nahaufnahme eines schwarzen Schach-Königs
Abb.: In uns und um uns herum – Schachfiguren in einem kriegerischen Spiel (Foto: Gladson Xavier, CC0)

Lesezeit: 9 min + 36 min Video

Wenn ich ausreichend angebunden bin an mich selber und gleichzeitig in der Welt da draußen dasselbe auf jemand anderen zutrifft und wir darüberhinaus die Gnade haben, voneinander zu erfahren, kann soetwas Wunderschönes wie Resonanz entstehen. Selbiges widerfuhr mir letztens in eindrucksvoller Weise: Ich war von einer Rede zutiefst berührt.

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Entheogene – Eine Einführung

Der Videovortrag über Entheogene (Sarah A. Besic, CC BY-NC-SA 4.0)

Seit Jahrtausenden bedient sich der Mensch besonderer Substanzen,
um dem Göttlichen näher zu sein. Doch noch nie war die Einstellung demgegenüber von mehr Unwissen, Missverständnissen und falschen Vorstellungen geprägt als in unserer heutigen Zeit. Argwöhnische Ablehnung, gedankenloser Gebrauch oder einfältige Geringschätzung sind die Folge dieser fehlenden Sachkenntniss. Dabei bieten unterschiedlichste Zweige der Wissenschaft seit Jahrzehnten Zugänge und Erklärungsansätze, die den derzeitig unsouveränen und von Angst und Dogmen bestimmten Themenkreis einem breiteren Publikum positiv erschließen könnten. Der folgende, integrale Blick auf den Betrachtungsgegenstand soll Interesse wecken und Möglichkeiten aufzeigen.

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Der Wert, das unsichtbare Fundament

Von der Suche nach der Grundlage von Auslandseinsätzen

Soldaten in der Wüste
Unde venis, miles? Angehörige der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in der Weite des Raumes (Sarah A. Besic, CC BY-SA 3.0)

Zugegeben, Soldat des Deutschen Einsatzkontigentes in Afghanistan zu sein ist eine nicht unerhebliche Herausforderung. Im grellen Scheinwerferlicht zwischen simplifizierenden Politikern, sensationsgierigen Medien und ablehnender Heimatbevölkerung zu stehen, erfordert schon Einiges an diplomatischem Feingefühl, militärischer Erfahrung und unbeirrbarer Beharrlichkeit.

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Urheberrecht, Kultur und Kommerz

Von der Verwertung und Verfügbarkeit von kulturellen Gütern

Ein Mönch im Skriptorium
Im Skriptorium – Ein Mönch kopiert einen Text aus einem großen Buch auf seinem Schreib-Tisch. (Wikimedia, gemeinfrei von: Blades, William: Pentateuch of Printing with a Chapter on Judges, 1891)

Zwei beachtliche Artikel, der eine ein Interviewauszug aus dem Buchreport-Magazin (Lucy Kivelip, Interview und Daniel Hofer, Foto) mit dem Journalisten Dirk von Gehlen, freier Blogger und für die Süddeutsche tätig:
http://bit.ly/NDe11X
der andere, ein Interview der Süddeutschen (Bernd Graff, Interview) mit Till Kreutzer, dem promovierten berliner Fachjuristen:
http://bit.ly/KHeZWy
könnten für unsere unsachverständige, verwirrte und verführte Politik zumindest eine gute Blaupause sein, um über die aktive und zukunftsfähige Gestaltung unserer Gesellschaft im Schlagschatten einer stetig fortschreitenden, überwiegend technisch determinierten Entwicklung sich politische und eben nicht nur taktische Gedanken zu machen.

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Die Mär von der Netzneutralität

Ist die wertneutrale Datenübertragung im Internet nur Makulatur?

In dem gestrig erschienenen Artikel bei netzpolitik.org

http://bit.ly/Mir2ea

wird an Hand eines hilfreichen Tools des Max-Plank-Institutes für Software-Systeme, welches jeder für sich selber ausprobieren kann

http://broadband.mpi-sws.org/transparency/

und dem darauf basierend von Forschern der Syracuse University und der Technischen Universität Delft nachgewiesen, dass Netzneutralität schon jetzt nur ein hohles Versprechen der Internet-Infrastruktur-Industrie ist. In Deutschland hebt sich, im negativen Sinne, besonders Kabel Deutschland durch massive Eingriffe hervor.

Das Beunruhigende daran ist, dass die technische Realisation einer bewussten Bevorzugung bzw. Benachteiligung bestimmter Web-Dienste stets im Zusammenhang steht mit der sog. Deep-Packet-Inspection, also dem inhaltlichen Auswerten des übertragenen Datenverkehrs. Sofort stellt sich da die Frage nach der Rechtmäßigkeit. Eine Arbeitsgruppe der Universität Kassel hat dazu ein Projektpapier verfasst.